2014-04-29

Auf Messers Schneide – ein Blogevent

Der sehr charmante, immer Hut tragende Herr Spandl bat in seinem wunderfeinen Blog „Aus meinem Kochtopf” zum Blogevent für Foodblogger: «Auf Messers Schneide …» ist das Thema und da möchte ich nichts ungesagt lassen zu meiner persönlichen Messersammlung, die selbstverständlich gleichzeitig meine Lieblingsmessersammlung ist.

Blogevent Auf Messers Schneide

Während des Schreibens nahm meine persönliche kleine Messerwelt übrigens eines dramatische Wendung an der schlussendlich mindestens ein ganz schrecklicher Exitus zu beklagen ist. (Sage bitte keiner, ich hätte Euch nicht gewarnt.)

Noch in den letzten Tagen meiner allerersten Wohnung – als sich bei mir so etwas wie eine jungfräuliche „ich koche ganz gerne”-Tendenz heraus kristallisierte und hierzulande die Global-Messer sich als erste japanische Messerkunst auf dem hiesigen Markt (damals natürlich nur in den sehr exotischen Küchenbedarfläden) in die Reihen von Zwilling und WMF-Messern sortierten und somit Messer erstmals „cool” im Ganzstahl-Look mein Herz eroberten konnten – bekam ich zu Weihnachten von meiner Mum eben mein erstes Global-Messer geschenkt. Das Universalmesser, das mich fortan in allen Lebenslagen begleitete. Ich sage es nicht gerne, aber Amazon gab es damals noch nicht. Internet zu Hause war auch noch nicht Thema. (Und ja, ich BIN alt.) In den folgenden Jahren wuchsen vom gleichen Hersteller noch ein Sashimi-Messer, das ich als Fleisch-Messer verwende und ein kleines Gemüsemesser nach.



Das Universalmesser als auch Gemüsemesser legten sich leider vor einigen Jahren mit Stahlfraß an, der Messerschärfer meines Vertrauens (Holzapfel – toll! Toll! Toll!) schickte die Messer an den deutschen Vertrieb ein und sie wurden anstandslos ausgetauscht. Im Nachgang vermute ich den Behandlungsfehler ehrlich gesagt ganz stark bei mir, der dann zu dieser Schwäche im Material führte. Was eine Fusion im Wasser liegen bei Stahl anrichtet – nun, offensichtlich war ich in dieser Physik-Stunde mental abwesend. Heute hege und pflege ich meine Schätzchen!

Ich liebe diese Messer! Einmal im Jahr kommen sie zum Profi zum Schärfen – um ein Nachschärfen in der eigenen Küche zwischendurch muss ich mir dann keine Gedanken machen. Im Grunde brauche ich keine anderen Messer – das Sortiment reicht völlig aus. Natürlich sind mittlerweile auch hierzulande ganz andere Qualitäten an japanischen Messern nachgewachsen – aber ich komme mit meinen Globals sehr gut zurecht. Ich halte es da wie der japanische Sushi-Koch, der sich sein Messerset vom Messer-Meister extra arbeiten lässt und beide sich (s)ein Leben lang nicht mehr trennen.

Ein Messer ist eben ein Werkzeug. Ein Werkzeug kauft man einmal sehr gut ein, dann wächst es einem in die Hand und man ist sehr gewöhnt aneinander. Eine ganz besondere Verbindung ist das! Japanische Meisterköche arbeiten mit Messern mit Holzgriff, weil das Holz ein weiches Material ist, das sich wirklich im Laufe der Jahre der Handhabung regelrecht in die eine Hand seine Meisters schmiegt. So wird es ein für den jeweiligen Koch subjektives Arbeitsgerät, dass ihm dann blind seine Kunst schneiden lässt.

Das Universalmesser ist für mich das perfekte Messer, es hat die richtige Auflagefläche, dass ich als Laie relativ gut gleich dicke Scheiben geschnitten bekomme. Es liegt fast unbemerkt in der Hand. Wir sind eins. Wann immer ich in Urlaub fahre mit der Möglichkeit der Selbstversorgung, kommt dieses Messer mit. Wenn ich weiß, ich koche woanders, es landet vorsichtshalber in der Tasche. Ich möchte nicht mehr mit unscharfen doofen Messern Zwiebeln schneiden müssen. Nirgendwo.

Früher, als ich meine Ferien sehr oft in Südfrankreich verbracht habe, habe ich das Messer (den Vorgänger noch) – als gutes Omen – bei An- und Abreise unter den Fahrersitz gelegt. Ich bin lieber nachts über die französische Autobahn gefahren. Schlicht, weil diese dann frei waren und das Thema Geschwindigkeitsüberschreitung nicht sooo verfolgt wurde, gleichzeitig dort aber im Süden Autobahnpiraten sehr aktiv waren, hätte ich das Messer als mögliche Waffe zur Abwehr direkt im Zugriff gehabt. Gebraucht habe ich das zum Glück nie.

Vor einigen Jahren habe ich bei einem Resteverkauf ein Paar Messer von Masterclass sehr sehr günstig erworben, vorrangig zur Überbrückung der „Messer sind beim Schärfer”-Pause. Nachdem ich sie direkt nach dem Kauf erst einmal zum Schärfen bringen musste, es war wirklich dringend notwendig (ich weiß bis heute nicht, wieso man so unscharfe Messer verkaufen kann bzw. ob man sich als Hersteller damit einen großen Gefallen tut), entpuppten sie sich als wirklich brauchbar und qualitativ deutlich ihrem Preis überlegen. Tatsächlich sind's sehr passable Messer, die gut in der Hand liegen, dabei schick aussehen – und einen Bruchteil der hiesigen Messermarken kosten.



Wie man also sieht, ich stehe auf Ganzkörper-Stahl. Ich finde sie hübsch – und bilde mir ein, sie seien hygienisch. Natürlich muss einem klar sein, dass sich bei diesen Messern eher die Hand zum Werkzeug hin verformt als umgekehrt aber … meine Sammlung liegt auch so gut in der Hand. Natürlich arbeite ich nicht 14 Stunden am Tag damit.

Mein Brotmesser, das Tomatenmesser und rechts davon das Gemüse- und gebogene Gemüsemesser sind Messer aus der Kuppels-Serie, die man bei Karstadt (immer wieder im Angebot) erhält. Seinerzeit (die wohnen hier auch schon ewig) noch mit brauchbarer Schwere, die heutigen Messer aus gleicher Reihe sind nicht mehr so. Das Brotmesser ist, finde ich, genau richtig von der Schwere und somit Stabilität. Damit schneide ich perfekt das härtestes Krustenbrot in gleichmäßige Scheiben. Mehr muss ein Brotmesser nicht können. Schlaffe Brotmesser, die nicht genügend Spannung aufbauen und dem Brot keine Angriffsfläche bieten, finde ich schlimm. Die sind wie eine zur Begrüßung lasch gedrückte Hand. Die anderen Messer machen die Reihe halt komplett, werden aber denkbar selten verwendet. Mein Haus- und Hofmesser ist tatsächlich das Universalmesser von Global.

Ganz links in der Reihe mein kleines Hackebeil. Gab es mal beim Asiaten als Restmodell für fünf Euro abverkauft. Ich habe es mitgenommen, weil es dort schrecklich einsam herumlag – im Zweck zugedacht alleine als Dekomodell für die Küche. Vor dem Ding habe ich höllischen Respekt und es noch nie benutzt. Was aber auch damit zu tun haben könnte, dass ich eher selten ganze Elefantenknochen spalte … Jedenfalls spiegelt sich sehr schön Mums olles Universum-Radio darin. Was will man mehr?

In einer Schublade warten die üblichen Sparschäler und ein paar alte Reliquien auf. Ein altes Opinel rostet hier leider auch vor sich hin. Ich glaube, das schwarze Tomatenmesser ist das allerallerallererste Messer in meinem Haushalt, mit Sicherheit meine älteste Messer-Beziehung. Und ehrlich: für Tomatenschnitt gibt es immer noch kein Besseres.



Messer finde ich wundervoll. Ich schleiche immer wieder durch die scharfen Bereiche im Kaufhaus, wo die Hersteller ihre Kunstwerke auslegen und sich in der Gestaltung im Design (äh … und im Preis) überbieten wie Bolle! Ich fasse sie gerne an. Ich mag diesen Handtest, da sortiert sich manchmal erstaunlich schnell so ein Messer-Porsche aus. Andere möchte man indes sofort einpacken lassen und nie mehr hergeben.

Wobei sich natürlich die elementare Frage stellt, kann man eigentlich als Koch oder, wie ich, als ambitionierte Laienköchin jemals genügend schöne schnittige Messer haben?

Nachtrag:

Am heutigen Dienstag, den 29. April 2014 um ca. 20:00 Uhr verstarb unerwartet wie immer zu treuen Händen und im Dienst einer Butterschneidung und ein Stück davon aus der Schaleholung mein Lieblingsmesser Global Universal. Es brach einfach so in zwei Teile, womöglich an der Sollbruchstelle Klinge an Griff. Ich bin jetzt erst einmal untröstlich. Und möchte ansonsten nicht darüber reden.

5 Kommentare:

Aus meinem Kochtopf hat gesagt…

Liebe Claudia,
es ist natürlich tragisch, dass Dein Lieblingsmesser ausgerechnet dann so ein dramatisches Ende nimmt, wenn Du ausgiebig über mein Blog-Thema nachdenkst und interessante Dinge niederschreibst.

Ein Messer-in-die-Küchenkiste-Packer bin ich übrigens auch.
Ein Urlaub im Ferienhaus ohne eigenes Messer kommt mir nicht in die Tüte.

Vielen Dank für Deinen schönen Beitrag.
Ich wünsche auch Dir viel Glück bei der Verlosung.

Mit messerscharfen Grüßen
Peter

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
creezy hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Brigitte hat gesagt…

Ich hatte gerade ein wunderschönes, sehr scharfes Windmühlen-Universalmesser geschenkt bekommen, als nach einer Party beim Nachbarn der Mann und der Hund ca. zwei Stunden nach mir nach Hause gewankt kamen - mitten in der Nacht und mit dem Knochen des Parmaschinkens bewaffnet, der dort als Snack gecarved worden war… Ja, ja der Wodka… jedenfalls lässt sich mit so einem Messer viel machen - bloss kein Parmaschinken am Knochen entlang carven. Auf den hoch und heilig versprochenen Ersatz warte ich übrigens bis heute.
Ich liebe Messer, Danke für den Beitrag!

Bin übrigens gespannt, ob wir nun alle bei der NSA als potentielle Messerstecher/innen geführt sind?!

Andreas hat gesagt…

Hallo Claudia,
im Urlaub muss auch immer ein ordentliches Messer mit, da meistens nur Krücken in der Küche vorhanden sind. Die Messer von Victorinox bieten sich an, da ist es nicht ganz so schlimm, wenn mal eins liegen bleibt bei dem Preis.
Grüße Andreas

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