2014-07-23

Heute …

habe ich einen Mann abgeschleppt. Ich kenne den vom Sehen. Er fährt im Rollstuhl, bewegt den aber immer nur mit den Füßen vorwärts. Er fährt zum Lidl Bier holen. Oder Zigaretten. Es sieht immer fürchterlich beschwerlich aus. Andererseits ist aber klar, das ist sein Tageswerk.

Heute stand er am Oranienplatz und irgendwie war sichtlich, dass die Luft raus war. Wie wohl langsam bei uns allen aufgrund der Hitze. Habe ich ihn angesprochen, erstmals, gefragt, ob ihm ihm helfen soll. Er kann gar nicht sprechen, er gibt Laute von sich. Aber in der Art, dass man weiß, man ist auf dem richten Weg. Der richtige Weg war ihn zum Wohnheim in die Waldemarstraße zu fahren. Das habe ich dann gemacht zusammen mit dem Freund, mit dem ich gerade unterwegs war.

Wir haben dann Späßeken gemacht, so von wegen, komme ich ja heute doch noch zu meinem Sport. Als wir am Heim waren, vor dem eine lange Rampe ist, kam ein anderer Insasse mit seinen leeren Bierflaschen im Rollator runter. Ich witzelte was von: „Komm, den überholen wir jetzt mal!” Er fand das hörbar großartig.

Der Mann hatte während der kurzen Tour offensichtlich seinen Spaß, er gurgelte vor sich hin und summte und lachte. Ich schob ihn ins Heim zur Anmeldung und die beiden Mitarbeiter freuten sich, dass er wieder da ist und erklärten ihm, sie würden oben anrufen, damit ihn einer raufholt. Wir verabschiedeten uns. So war ich nun auch mal in diesem Heim.

Das war eine richtig schöne Begegnung. Ich schätze dieses Heim, es ist ein Pflegeheim für Menschen, die nicht viel haben. Es passt zu diesem Bezirk. Es sind gute originale Menschen darinnen, die mir täglich hier begegnen. Menschen, die einfach das Beste aus ihrem Alltag machen, meist mit Alkohol. Vertreter der Gesellschaft eben.

2 Kommentare:

Read On hat gesagt…

Schön, dass Sie etwas so beschwerliches in solch federleichten Frohsinn verwandeln konnten und mochten.

tikerscherk hat gesagt…

Das Heim ist eine Einrichtung für nicht mehr therapierbare Alkoholiker. Hier und da liest man sie irgendwo im Kiez auf, und zum Glück gibt es Leute wie Dich, die sie dann nach Hause bringen.

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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!