2007-08-21

Proudly presents: Die Ellipse

Freunde, ich habe mir – aus reiner Begeisterung meinereine zum Thema selber – überlegt holy fruit salad! eine neue Kategorie zu spendieren: Typo für Blogdummies!

Ab sofort mache ich hier in lockerer Zeitfolge auf typographisches Bildungsblog. Denn die meisten, die hier lesen, schreiben ja auch selber in ihren Blogs – publizieren also – und viele (ich musste mir aus beruflichen Gründen autodidaktisch beibringen, wie man Händlerpreislisten und Mailings halbwegs korrekt layoutet) kennen zwar Striche, die lustigen Dreierpunkte – wissen aber vielleicht gar nicht, dass der Gedanken- und der Binde- bzw. Trennstrich völlig unterschiedlicher Natur sind, noch was ein Geviertstrich oder eine Ellipse ist. Wie man hässliche Umbrüche im Fließtext der Eingabeengine verbietet – und dass es auf der Tastatur für bestimmte typographische Zeichen Sonderzeichen hinterlegt sind, geschweige denn wo. Lernt man auch so nicht in der Schule. Geht aber alles – und ist nicht schwer. Also ab sofort hier: Typo-Know How für ein schöneres Bloggen!

Heute mit der entzückenden Ellipse, die ich für mein Leben gerne verwende. Inflationär oft sogar, möglicherweise öfter als mein ebenfalls geliebtes Ausrufezeichen, dessen übermäßiger Gebrauch ja auch nur ein niedliches aber dennoch deutliches Signal meines übersteigerten Egos ist. (Oder unterentwickelten Egos, man kann diese Dinge ja immer von unterschiedlichen Seiten aus betrachten …)

Und da war sie schon die erste Ellipse: … Das Auslassungszeichen!

Das steht immer dann, wenn man entweder ein Wortteil auslässt, z B. „Was ist das für ein be… Wetter?“ oder ganze Wörter, Wortgruppen, weil ein Gedanke im Geiste vom Leser zu Ende geführt werden darf, z. B. „und so weiter und so …“ oder wird gesetzt bei ganzen ausgelassenen Textpassagen, z. B. „Sie schrieb: wir […] hätten es wissen können.“ Ersetzt die Ellipse wie im letzten Fall mehrere Wörter oder Sätze, sollte sie zusätzlich in Klammern gesetzt werden. Die Ellipse besteht also aus diesen vielen (buäh) kleinen Punkten, die wir alle schon kennen. Und damit kommen wir schon zum:

Gernefalschmachfehler Nr. 1: Eine Ellipse besteht immer nur aus drei Punkten! Nie weniger – nie mehr! Auch dann nicht, wenn mehrere Wörter im Text ausgelassen werden.
Gernefalschmachfehler Nr. 2: Eine Ellipse wird nie aus drei einzelnen Punkten (also dem Satzabschlusszeichen) gesetzt. Warum? Seht selbst:


Oben wurde das Ellipse-Sonderzeichen, darunter die drei einzelnen Satzpunkte benutzt.

Das echte Ellipsenzeichen ist enger in seiner Laufweite, beginnt auch früher als der Punkt. Es entspricht so eher der Laufweite der Buchstaben im Font und wirkt im Fließtext deutlich weniger dominant als drei weit laufende einzelne Satzpunkte. Besonderer Vorteil der Ellipse ist aber: sie wird nicht umbrochen, wenn der Fließtext über das Zeilenende hinausläuft, d. h. es bleiben nie am Ende der Zeile zwei Punkte stehen, während der dritte an den Anfang der neuen Zeile rutscht. Was ein typographisches „No Go!“ wäre.

Ellipsenregel Nr. 1: Nur das Ellipsenzeichen verwenden und dafür gibt es spezielle Tastaturkürzel:
– beim Mac ist die Ellipse als Sonderzeichen auf der Punkt-Taste hinterlegt: also die „alt“-Taste und „Punkt“ drücken;
– beim PC die „ALT“-Taste gedrückt halten und die Reihenfolge 0 1 3 3 tippen,


Ellipseregel Nr. 2: Fungiert die Ellipse als Auslassungszeichen eines Worteiles, dann steht sie immer ohne ein Leerzeichen direkt am Wort, egal ob am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Wortes,
z. B. „…schauer ohne Ende“
nie: „… schauer ohne Ende“ oder
z. B. „die Mitter…sonne brannte heiß“
nie: „die Mitter … sonne brannte heiß“.

Ellipseregel Nr. 3: Fungiert die Ellipse als Auslassungszeichen eines Satzteiles, dann wird sie mit einem Leerzeichen vor und nach dem Wort, Wortteil oder Wortgruppe gesetzt, also:
z. B. „Wir wüssten gerne, ob … zu Hause ist.“
nie: „Wir wüssten gerne, ob… zu Hause ist.“ oder „Wir wüssten gerne, ob …zu Hause ist.“ und auch nie „wir wüssten gerne, ob…zu Hause ist.“

Ellipsenregel Nr. 4: Steht die Ellipse am Ende eines Satzes, folgt ihr nie ein zusätzlicher Punkt als Satzabschlusszeichen. Sie funktioniert hier doppelt als Satzzeichen.
Ein Frage-, Ausrufezeichen oder ein Komma wird hingegen gesetzt. Üblicherweise direkt gefolgt an die Ellipse oder – bei schwieriger Laufweite des verwendeten Schriftfonts – mit einem minimalen Abstand, einer Spationierung, (falls die Software diese nicht ermöglicht, nimmt man das geschützte Leerzeichen, um auch hier einen Umbruch zu vermeiden.)

Diese speziellen sehr schicken Leerzeichen in der Typographie, erkläre ich dann morgen.

… to be continued.

Teil 2 «Oller Mief in da Satz-House»

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine fleissige Leserin von "Typo für Blogdummies" hast du schon: Das ist mit Abstand die beste und sinnvollste Kategorie, die ich seit langem gesehen habe! Nach sowas such ich schon ewig, weil korrekte Typo tatsächlich nicht in der Schule gelehrt wird. Vielen Dank.

Viele Grüsse Nicole

generator hat gesagt…

Ähm, bei Manuskripten für den Buchsatz setzen wir (PC-User jetzt mal) immer nur die Tastenkombination Alt+Punkt, damit drei Punkte nicht in den Umbruch laufen.
Mach ich in Blogtexten nicht, weil da bei manchem Browser schonmal Sonderzeichenzeichen bei rauskamen.

Trotzdem schön, mal über Leerzeichen-Regeln und Textformatierungen zu schreiben. Sonst sieht das hier in Bloggerhausen bald aus wie schlampiges SMS-Sprech.

Anonym hat gesagt…

Sehr schöne Idee, ich werde dann in einer ruhigen Woche mal auf Elipsenfang gehen und alles korrigieren. Ich glaube nicht, dass es bei mir auch nur eine richtige Elipse gibt.

Anonym hat gesagt…

Könntest du bitte 2 l hinterherwerfen? Ich hab sie wieder rausgenommen, als ich deinen Titel gelesen hab!

Anonym hat gesagt…

Ui, sowohl der Gedankenstrich als auch die Ellipse (in der Verwendung eines unfertigen Satzes) sind stilistische Elemente meines Schreibens. Und ja - ich gestehe, dass ich dafür profane ASCII-Zeichen verwende und das aufgrund des beschränkten Zeichensatzes in meinem Blog auch nicht ohne weiteres umstellen kann. Nun, ich kann meine Herkunft aus den Zeiten, in denen es im Internet nur 7-Bit ASCII gab, nicht leugnen.

Allerdings kommt mir das ein wenig wie Nussknacken mit Kanone vor: solang viele Blogs noch mit Rechtschreib-Fehlern daherkommen oder durch große, absatzlose Text-Blöcke glänzen, ist Highend-Typografie ein wenig übertrieben :) Aus LaTeX-Zeiten kenn ich zwar den Unterschied zwischen diesen Sonderzeichen und dem ASCII-Geschreibsel, aber ein Blog ist eben für mich wie ein Tagebuch - und da mal ich eben auch drei einzelne Punkte und fertige keine Druckplatte an *g*.

Bin gespannt, wie es in dieser Kategorie weitergeht!

Anonym hat gesagt…

Ich finde sowieso die drei Pünktchen völlig daneben. Also ob man seinen Satz nicht vollendet hat. Das ist Satzzeichenverschwendung!

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch zu diesem genialen Schachzug und Einfall!

Ich werde die Sache natürlich(!) im Auge halten und, sofern es in meinen Kräften steht, auch in meinem Umfeld umsetzen :-)

bhuti hat gesagt…

Ich liebe diese drei Pünktchen, ohne sie wäre ich überhaupt nicht überlebensfähig … Mal sehen, ob ich noch so lernfähig bin sie zukünftig korrekt zu erzeugen.

Anonym hat gesagt…

Schöne Anleitung! Habe darüber hinaus eben entdeckt, dass, wenn man bei gedrückter "ALT Gr"-Taste die Ziffern 1-9 tippt, man den jeweiligen Tabulator im Firefox wechseln kann. Netter Nebeneffekt …

Anonym hat gesagt…

Noch was: Man sollte diesem Deinem Blogbetreiber lesen lassen. Vielleicht ändert er dann ja "hat gesagt..."

Anonym hat gesagt…

bei aller liebe zu den Feinheiten - es sieht nicht aus :-(

(meine Meinung)

ungeachtet dessen bist Du hiermit herzlichst eingeladen Dein gebündeltes Fachwissen auch bei pixelchen.net zu veröffentlichen (wenn Du magst)andieserstelleichimmerdreipunktesetzeweilschöneraussiehtaberheutemalausnahmsweise…

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank auch von mir für diese Kategorie! Ich weiß zwar (auch aus'm Job), was sich da gehört, allerdings kenne ich jetzt erst das Wie. Und ich hoffe mal, dass mein Blog diese Zahlenkombinationen auch entsprechend umsetzt. Hier funktioniert das schonmal nicht, da hopse ich nur in den Browserfenstern rum.

Ich freu mich schon auf das Kürzel für den Halbgeviertstrich! Ja, ich könnte den auch ergoogeln, aber das würde doch halb so viel Spaß machen.

Das "hat gesagt..." ist mir auch gleich ins Auge gefallen. Das findet man im Code aber auch selbst.

Liebe Grüße

Tina

creezy hat gesagt…

@nicole
Danke! ,-)

@generator
Ja, mittlerweile sind PCs auch in der Lage Sonderzeichen hinter der Tastatur darzustellen. Das ist aber generell ein schwieriges Thema – weil die Sonderzeichen von jeder Software anders geregelt sind stellenweise. Word ist ziemlich schlimm. Gleiches gilt für Browser (im übrigen auch im Zusammenspiel mit welcher Blogengine Unterschiede möglich), Firefox kann bei mir z.B. keine geschützten Leerzeichen etc. Megadiffiziles Thema. Unlustig.

Ansonsten: jawollo. Geranienbalkone für Bloggerhausen! ;-)

@casino
Danke, hab's korrigiert, Schlamperei diese l's unter'n Tisch fallen zu lassen. Ach, Ellipsen nachkorrigieren, muss nicht sein. Einfach künftig richtige machen

@truetigger
Nö, ich sehe das anders. Generell hat schon jeder den Anspruch, dass seine Texte gelesen werden sollen. Und ich vermute, die meisten möchten sich auch diesbezüglich in Richtung ihrer Leser bewegen. Tippfehler sind geschenkt, wer was zu sagen hat, muss nicht perfekt in Orthographie sein (meiner Meinung nach). Typo muss auch nicht verwendet werden, aber wer Bock darauf hat (haben ja den Kommentaren und Verlinkungen nach einige viele), kann das tun und diesbezüglich den Horizont erweitern.

Gegen Deine Argumentation spricht übrigens: was ist eigentlich effektiver für Dich beim Schreiben? Zwei Tasten einmal gleichzeitig zu drücken – oder drei Mal die Punkttaste? ;-)

@the exit
Ach, nur weil Du keine Kommatas magst!

@kim
Sehr schön! Geht doch nichts über eine freundliche Beobachtung. ;-)

@bhuti
Bist Du – ich glaube an Dich!

@claudia
Wunder des Keyballetts! ;-) Wie oben schon bei Frau Generator geschrieben, die Browser sind da sehr fies unterschiedlich. Im Zweifelsfall immer auch mal die Umstelltaste bemühen …

Zu dem hat gesagt… - blogger eben, die hatten auch mal einen ganz bösen Großschreipatzer hier … und leider sind die deutschen Programmierer so introvertiert, dass man ihnen das nicht schreiben kann.


@michael
Das ist a) eine Gewöhnungssache und b) eine Frage des verwendeten Fonts. Der Halbbprofi sieht sofort, wann eine Ellipse echt oder gefaket ist. Und Hauptgrund ist ja der Umbruch. Zu pixelchen.net, klar kann ich machen.

@tina
Der Geviertstrich kommt, keine Sorge – und er wird groß!artig ;-) Im Zweifelsfal immer mal den Browser nennen, wenn's Probleme gibt.

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