2009-09-06

Mitbringel … oder wenn man eine an der Waffel hat!

Ein Grund, warum ich gar keinen Geschirrspüler haben möchte, ist meine sehr tiefe, fast leidenschaftlich zu nennende Zuneigung zu Geschirrspülmittel. Ich denke, mein besonderes Verhältnis zum schäumenden Chemiewerkzeug lässt sich logisch damit erklären, dass ich der Generation „Pril-Blume“ entsprungen bin. Ich habe mir damals nicht nur bei der Erstausstrahlung von Raumschiff Enterprise Sonntag nachmittags die Milchzähne gezogen (der Deal zwischen meiner Mum war immer, dass ich eine Mark bekomme, wenn ich dem ekelhaft wackelnden Zahn vor Ende von Enterprise den Garaus mache, weswegen ich wiederum einige Lücken in der Ausstrahlung hatte, was mir das immer wieder gucken dürfen der 100.345ensten Ausstrahlung erlaubt). Nein, ich habe auch Pril-Blumen auf unsere Küchenkacheln kleben dürfen: im Original, versteht sich! Die übrigens bis zum St. Nimmerleinstag dort klebten, denn sie waren erst durch Entfernung der Kacheln restlos abzubauen. Getreu dem Motto: Gut geklebt, für immer geprägt. Was ich also erklären wollte, mein Verhältnis zum Geschirrspülmittel entspringt einer sehr frühen kindlichen Prägung und deswegen prallen Sprüche wie „aber ein Geschirrspüler ist doch viel umweltschonender“ eiskalt an mir ab. Das Argument zählt sowieso nicht, ich spüle nämlich nicht unter dem laufenden Wasserhahn. Was die allermeisten Hausfrauen, die ich im Besitz des elektronischen Automatismus kenne, mit ihrem Geschirr nämlich doch immer noch tun, bevor sie es in den Spüler stellen! Ha, was haben da doch die Wasserwerke gelacht! Kurz und gut, ich habe einen Crush auf Geschirrspülmittel und das Angebot und dessen visionäre Entwicklung betreffend, sind die Franzosen einfach ungekrönte Meister. Es hat noch keinen Frankreichurlaub gegeben in dem ich mir nicht Geschirrspülmittel mitgebracht hätte. (Ich möchte mich an dieser Stelle für das Verständnis meiner Mitreisenden über die Jahrzehnte herzlich bedanken!) Das ist so … uncool, dass ich nie darüber schreiben würde, noch es zugeben würde. Aber ich tue es, ja, ich exportiere Geschirrspülmittel in kleinen Mengen! Mit Begeisterung! Und ich liebe die französischen Duftdesigner! Wusstet Ihr, dass bevor hierzulande Palmolive mit Limetten-Geruch auf den Markt kam, die Franzosen das schon zehn Jahre länger im Angebot hatten? Abwaschwasser mit Limetten-Geruch, das ist so bonfortinös! Habe ich mich gefreut und führe es fortan im Dauerbestand. Kommt es bei Geschirrspülmittel (bei Weichspüler bin ich wiederum grundsätzlich und absolut contra gegen alles, um es mal ausdrucksstark doppelzumoppeln) zu völlig sinnlosen Marketingofferten, bin ich völlig offen und generell hirnlos in der Akzeptanz. Ich meine, Lavendel-Duft? Fliederfarben? Das ist so bescheuert … aber ich will nun mal partout keine Mottenlöcher im Geschirr! Die einzige Ausnahme: Apfelgeruch. Eine ebenfalls frühkindliche Shampoo-Prägung, das finde ich ultraeklig. Da hilft es nun auch nicht weiter, dass man im Marketing vom „Granny Smith“ weg wieder hin zu den altgedienten Apfelsorten wie „Roter Boskop“ oder „Ananas Renette“ für die Flasche textet – stinkt alles unerträglich nach künstlichem Apfel. Und bei Apfel bin ich nicht zu belügen. Der verehrte Leser möge beachten, dass ich passend zum Thema die Fotos ohne technische Notwendigkeit in 1600-ISO anfertigte, es wirkt so schön nostalgisch, das Korn. Die Tradition will es also, dass ich in Frankreich lande, mich mein Weg zum nächsten Supermarkt und dort nach Besuch der Kühl- und Käsetheke direkt weiter zu den Reinigungsmitteln führt: das neue Geschirrspülmittelangebot bestaunen und beschnuppern, dann einkaufen. Mein Pflichtprogramm, denn der nächste Abwasch kommt bestimmt. Abwaschen per Hand mit einem neuen Geschirrspülmittel … das ist so eine spirituelle Erfahrung (hust, jetzt übertreibt ‘se aber)! In diesem Jahr konnte ich einen neuen Trend in Frankreich ausmachen: zurück zum Purismus als auch zur futuristischen Moderne. Der Trend geht visuell wieder zum Schmierseifenlook getarnt als Olivenpflege der südfranzösischen 70iger Jahre oder zur Klarheit der spanischen Molekularküche: unschuldige Mandeln (allergiefrei, hihi, erzähle das mal einem Nuss-Allergiker) ganz transparent, das David Hamilton-Spülmittel unter den Spülmitteln, weil so weich gezeichnet im Geruch. Irgendwie freue ich mich schon auf die neue Edition der kommenden Saison, dann wird wohl endlich mit der klaren Frische der Buttersäure geworben. Hach und dann die giftgrünen oder perversblauen Spülmittel der neuen Generation: mit eingeschlossenen total gut sichtbaren Sauerstoff-Aktivperlen! Da habe ich mich aber nicht mehr getraut zuzuschlagen, denn meine mitreisende Begleitung dieses Jahr hielt mich eh schon für völlig durchgeknallt. Aber falls demnächst jemand in Frankreich weilen sollte, das futuristische Geschirrspülmittel der Moderne fehlt mir ja jetzt doch in meiner Sammlung. So tolle Blasen … machen das Geschirr bestimmt total aktiv und beschleunigen den Spülprozess bestimmt um 0.02 Millisekunden!

8 Kommentare:

viela hat gesagt…

Wunderbar!!! Ich kenn das nur zu gut!! Immer wenn ich meine Eltern im grenznahen Saarbrücken besuche führt mein zweiter Weg ins Atac, oder ins Cora, gleich dahinter in Forbach. Und dann wird eingekauft, für die Küche und fürs Bad. Alle möglichen Sorten Deospray die es hier nicht gibt, Duschgels, Shampoos, die Franzosen sind ja so kreativ. Und für die Küche natürlich alles an Gewürzen, die sind ja auch viel hübscher verpackt. Dosen mir Fertiggerichten, hab da noch immer eine stehen, weiß gar nicht was da drin ist aber egal, die Dose ist dekorativ ;-)

Bhuti hat gesagt…

Na, wenn Deine mitreisende Begleitung dich eh schon für durchgeknallt hielt, weshalb dann noch die Zurückhaltung?

Ist der Ruf erst ruiniert, lebts sich völlig ungeniert ;-)

Quintus hat gesagt…

Das Mandel-Zeug könnte mir glatt gefährlich werden. So schön Öko. Das kommt glatt an mein "Spülkraft aus Fettlösern der Zitronenschale" heran.

Meine Kinderaugen durften ja auch die Werbung der 70er Jahre sehen. Und da muss ich auch sagen: Die wunderbaren Pril-Blumen können über DIE Krankheit der 70er nicht hinwegtäuschen: SPÜLHÄNDE. Also immer schön vorsichtig mit "irgendeinem" Spülmittel, sonst muss es Tilly wieder richten. ;-)

bel hat gesagt…

Hallo Creezy,
nachdem du ja schon berichtet hast, welche Auswirkungen das in Frankreich beliebte eau chavel im Einsatz anrichtet, warne ich dich eindrücklich vor dem Rest aus der französischen Haushaltswarenabteilung und verrat dir noch was(-:
Franzosen waschen mit eau chavel auch ihren Salat, geben es in ihre Wäsche und gießen es über die Kartoffeln... Jawoll, selbst gesehen! Und wenn sie noch nicht daran gestorben sind, rühren sie damit auch noch Fertigsoßen und Babynahrung an.

Was für nette polyzyklische Aromastoffe in den Spülis drin sind, mag ich mir gar nicht vorstellen, aber das mit dem Apfelester kann ich nachvollziehen. Apfelaroma (genauer Apfelester) ist einer der widerlichsten von den besagten polyzyklischen.

Brrrr....
bel(-;

Knut O.E. Pankrath hat gesagt…

Schön, wie Creezy mal wieder einer wie ich finde drögen Angelegenheit wie der Handspülerei eine sinnliche Komponente entbloggt. Ist das Kunst oder Marketing? Jedenfalls mal wieder großes Kino!

Quintus hat gesagt…

@bel: Eau de Javel (auf saarländisch: Oddschavell) eignet sich auch ganz her-vor-ragend als Reinigungszusatz für Hochdruckreiniger. Vor einigen Jahren hat der Eigentümer des benachbarten Ferienhauses in Südfrankreich damit sein gesamtes Häuslein grundgereinigt. Es geht nichts über Abendessen auf der Terasse in einer Chlorwolke. Eine ganz eigene Ästhetik.

ker0zene hat gesagt…

Sie hätte in Portugal vermutlich auch Spaß. In Lissabon waren die Metro Stationen unlängst auch vorrangig mit Geschirrspülmittel-Werbung jeglicher Geschmacksrichtung gepflastert. Dort ist sind offensichtlich momentan Küchenschwämme en vogue, die im inneren ein Depot für Spülmittel haben. Andere Länder, andere ...

Foodfreak hat gesagt…

Ich muss gestehen, sobald es die Räumlichkeiten - egal ob durch Küchenumbau oder Umzug - gestatten, werde ich einen Geschirrspüler haben!

Als Küchen- und Foodfreak kann ich Abwasch nicht mehr sehen, manchmal bis zu 4 mal am Tag. Obwohl ich Generaion Prilblume bin, kann ich auch aromatisiertem Geschirrspülmittel wenig abgewinnen, die meisten Düfte riechen für mich grausam.

Nach ungefähr 36 Jahren Handabwasch kann ich nur sagen: es gibt nur ein Geschirrspülmittel. Pril Kraftgel. Und wehe das aromatisiert jemand mit Blümchen... ;)

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