2016-12-29

Anstrengend

Ich liebe dieses Internet und soziale Medien. Aber manchmal sind sie so anstrengend.

Zum Beispiel immer dann, wenn sich Jahresereignisse wiederholen und zum x-millionsten Mal die üblichen Witze gerissen werden. Oder Hinweise auf die „gefälligst so zu handhabende Lebensweise”, weil man die eigene für die einzige richtige Methodik hält.

Wenn Weihnachten ist, und jene – die sich noch glücklich schätzen können, Eltern zu haben – über ihre Qualen Sprüche machen, weil eben dieses Weihnachten mit den Eltern so dermaßen nervt, dass sie ein bitfundiertes Ventil brauchen. Ich fühle mich dann immer ein wenig als Mülleimer missbraucht. Warum lese ich so oft in meiner Timeline wie schrecklich das Weihnachtsfest im familiären Umfeld ist? Immer und immer wieder?

Auch ein ewig wieder kehrendes Thema zwischen den Jahren: Feuerwerk. Tieraccounts werden missbraucht, in dem die tippenden Tierbesitzer ihre ureigene persönliche Meinung zu Feuerwerken und Böllern ihren Tieren in den twitternden Mund legen. Und so sicher auch ist, dass die Kreaturen wirklich große Angst vor dieser menschlichen Tradition haben – manchmal frage ich mich, ob es dem einen oder anderen Tier nicht womöglich leichter ginge in diesen Tagen, würde Frauchen und Herrchen nicht die eigene Angst vor dem Feuerwerk zusätzlich auf ihre Tiere projizieren. Jeder, der sich mit Ängsten bei Tieren einmal auseinander gesetzt hat, kennt die Regel, dass Ignoranz dem Tier eher hilft als Bestätigung in dessen Angst. Ist so. Auch wenn es einem selbst schwer fällt.

Derzeit erklären erwachsene Menschen wie immer in diesen Tagen in den sozialen Netzwerken, was andere erwachsene Menschen mit ihrem Geld besser anstellen sollten, anstatt es für Feuerwerk auszugeben.

Entschuldigung? Geht's noch?

Ich habe volles Verständnis für jeden, der sagt, er mag kein Feuerwerk; er habe Angst davor – er kann's schlecht aushalten. Er wünschte andere Menschen würden sich dem entsagen. Das ist ehrlich und es ist nachvollziehbar.

Menschen aber zu erklären, was sie gefälligst mit ihrem ureigenen Geld anzustellen haben, damit es einem selbst besser geht „weil dann halt einer weniger knallt” und nicht etwa empfehlen, für Feuerwerkskörper gar kein Geld auszugeben – nein! – das wäre (fast) noch im Rahmen. Sondern direkt gleich anraten, man könnte das gesparte Geld dann doch gleich spenden – weil dann der Fremde nach persönlichem Gusto etwas „Sinnvolles” mit seinem Geld anstellen würde. Also anderen etwas Gutes tun, wenn man schon sich selbst nichts Gutes tun darf, nach Meinung der anderen. (Gutes in dem Sinn, weil es schon noch Menschen gibt, die sich mit einer uralten Feuerwerkstradition böse Geister zu vertreiben, selbst einen guten Start in ein neues Jahr gut gestalten mögen.)

Nochmal: geht's noch?

Können wir sagen, dass das ziemlich (deutsch) übergriffig ist? So'n Stückchen über das Ziel hinausgeschossen? Dazu ein Stück zu weit von oben herab, will man definieren, was andere Menschen mit ihrem Geld anzustellen haben?

Lasst uns doch bei solchen Themen bei uns selbst bleiben. Das ist für viele hart genug damit umzugehen. (Und womöglich liegt genau darin der Hase im Pfeffer.) Ich finde es ist sehr okay mit seinem eigenen Gefühl und Wunsch zu den hiesigen Traditionen zum Jahreswechsel an die Öffentlichkeit zu gehen. Daraus ein Verhalten für andere abzuleiten? Da fällt's mir schwer zustimmend zu nicken.

Können wir das bitte lassen?

(Aus der Reihe: Texte die mal geschrieben werden musste, damit man sie Jahr für Jahr immer wieder praktischerweise neu verlinken kann.)

1 Kommentare:

Nelly aus Sachsen hat gesagt…

Ich befürchte mein letzter Kommentar kam nicht an 😉

Also, Ignoranz hilft bei wirklicher Angst nicht. Im Gegenteil. Es ist dann für gruppenorientierte Lebewesen die Hölle.
Ignoranz hilft bei sozial motivierter Unsicherheit. Wobei die meisten Hundebesitzer das eine nicht vom anderen unterscheiden können

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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!