2017-07-26

Was mich traurig macht …

Seit zwei Tagen schleppe ich mich nun zum Italienisch-Intensivkurs. Täglich vier Stunden. Schleppen im Sinne von der Unfall hat mich natürlich etwas angeschlagen, vielleicht mehr als ich anfänglich in meinem Glücksgefühl darüber, dass nicht mehr passiert ist, sehen wollte.

Was mich aber gerade sehr traurig macht, ist zu erleben, wie sehr diese Krankheit an meinen mentalen Fähigkeiten nagt. Am Ende der langen Reihe von Symptomen einer Depression steht der Verlust der Kozentrationsfähigkeit. Daher ist das auch das letzte Symptom, das auf dem Weg zur Gesundung wieder verjagt wird. An dem sich nicht konzentrieren können, sich Dinge nicht merken können, daran nage ich schon sehr lange. Ich bin ein Kopfmensch, wenn der nicht funktioniert, bekomme ich Angst.

Es fällt mir, das merke ich, wahnsinnig schwer mir nun die simplen Dinge zu merken: Personalpronomen (die sich ja nun so sehr von Sprache vor allem romanischen Sprachen nicht unterscheiden). Verben lernen, ich büffele – aber sie bleiben nicht hängen. Zahlen … es ist als trennt mich eine dunkle Wand vom Wissen. Das empfinde ich als sehr unangenehm, weil ich das doch so gar nicht bin.

Ich bin sicherlich nicht die große Sprachbegabung aber ich konnte immer gut lernen und mir Dinge merken. Gerade gar nicht, das stimmt nicht heiter. Ich komme mir so dumm vor. (Was natürlich die übliche zur Krankheit gehörende Spirale in Gang setzen könnte, was ich nicht zulassen will/möchte/werde – das ist die eigentliche Übung von diesem Kurs.)

Ich will nicht jammern aber darauf aufmerksam machen, an welchen Baustellen Menschen mit dieser Krankheit so knabbern müssen und was es nebenbei für eine große Aufgabe ist, diese Defizite wieder ins richtige Lot zu bringen. Das ist schwer und kostet Kraft. Lasst uns einfach nur Respekt empfinden für Menschen, die diesen Weg gehen und solche, durchaus Angst machenden, Zustände irgendwann hinter sich lassen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

liebe creezy,

als auch von Depression Betroffene möchte ich mich auch mal zu Wort melden. Ich hab schon einige depressive Episoden durchggemacht seit 2001. Am schlimmsten wars 2006, als ich vor lauter Grübeln nicht mal mehr ein Buch lesen konnte und auch das Gefühl hatte, dass ich nicht mehr klar denken kann. Für mich - ebenfalls ein Kopfmensch - waren diese kognitiven Einschränkungen ziemlich furchterregend (und ich fürchtete mich damals sowieso schon ziemlich). Das Schöne ist aber, dass das auch wieder und sicher vorübergeht, wenn die Depression verschwindet. Wirklich bergauf ging es bei mir übrigens dann, als ich die Krankheit akzeptieren konnte. Das finde ich aber nach wie vor sehr schwer und gelingt mir auch nicht immer.

Alles Gute und Liebe

Birgit

Daniela hat gesagt…

hi claudia, ich finde es super dass du die sprache lernst, ich bin eine "leidensgenossin", ich versuche es seit einem guten jahr die sprache zu lernen. ich finde gerade so ein intensivkurs ist unglaublich anstrengend, egal ob krank oder nicht! ich habe mit privatstunden bei einer sizilianerin angefangen und musste mich jedes mal nach den stunden bei ihr erst einmal hinlegen und schlafen :-) also nicht den mut verlieren :-) ich übe täglich mit babbel, wäre das was für dich? ganz viele liebe grüße aus bayern, daniela (die mit dem ikea gutschein damals, kochfeld :-))

ClaudiaBerlin hat gesagt…

Ich habe so mit 46 mal kurz versucht, polnisch zu lernen. Und dabei festgestellt, welch ein krasser Unterschied besteht zwischen meiner früheren Sprachbegabung, der Leichtigkeit, mit der ich in jungen Jahren lernte - und der neuen Erfahrung mit Polnisch.
Kurz gesagt: ging gar nicht! Ich hab' es gelassen...

Italienisch hab' ich dagegen zwischen 9 und 17 locker aufgesogen, während der Familienurlaube. Es kommt sogar etwas davon zurück, wenn ich in Italien bin.

Ich wünsch dir Geduld und Gelassenheit - Italiano é una bella lingua!

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