2018-05-13

Der Salento feiert!

Apulien ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Immer mehr Hotels, Masserien, das eine und andere Bead & Breakfast öffnen bereits schon im Januar und offerieren warme Zimmer und ebensolches Wasser in den Duschen, wenn es draußen noch recht kalt sein kann. Zwar muss man außerhalb der Saison auf viele Tourismusangebote, die in der heißen Saison, das Land laut und übervoll scheinen lassen, verzichten. Doch noch ist man fast unter sich mit den Salentinern und es gibt durchaus Restaurants, die auch jetzt die wundervolle apulische Küche anbieten. Vor allem die reichhaltige Kultur in den Museen, die vielen Kathedralen Apuliens, die wundervollen Naturparkanlagen – sie sind außerhalb der heißen Monate mit mehr Muße deutlich angenehmer zu besuchen.



Meine Lieblingsreisezeit in den Salento ist eindeutig der Frühling!



Die Küsten sind jetzt so grün und blütenreich, dass sie an Irland erinnern.



Die Botanik in Italien erwacht nun mit voller Wucht und in das ganzjährige satte Immergrün von Feigen- und Olivenbäumen und der (jetzt im Mai längst abgeernteten) Artischockenfelder mischen sich die traumhaften Farben der jungen Pflanzenwelt. Roter Mohn tanzt unter Olivenbäumen,



gelber Jerusalem Salbei grüßt in riesigen Büschen am Straßenrand,



die Granatäpfel blühen im tiefen Orange, wilde Gerberafelder tanzen fröhlich gelb im Wind an der Küste,



der Oleander beginnt zaghaft (hier duften übrigens auch die meisten Sorten) in seinen unterschiedlichsten Farben zu blühen, wilder Fenchel leuchtet saftig hellgrün im Feld.



Die Küsten ziert echte Kamille satt in ganzen Feldern,



zwischendurch geschmückt von den Miniaturen der Orchideenvielfalt, die es im apulischen Frühling so zahlreich und einzigartig gibt. Erste Rosen überziehen den Stiefel mit ihrem Duft und mischen sich unter den Duft des Jasmins …



Und überall sprießen Kapernbüsche aus den Felswänden.



Die Sonne verführt jetzt zu wundervollen Wandertouren, sie wärmt schon sehr, vermittelt an manchen Tagen bereits die Hitze des kündenden Sommers. Hut und Sonnencreme sollten also keinesfalls fehlen im Wandergepäck.



Ab Ende April erwacht der Salento zu vollem Leben! Die von der katholischen Kirche diktierte Zeit des Fastens ist nun endgültig vorbei. Somit beginnt die Zeit der Fiestas und das Wetter lädt wieder ein nächtelang draußen zu feiern. Italien feiert jetzt auch seine Befreiung im zweiten Weltkrieg und der erste Mai gilt auch hier als Tag der Arbeit – beides sind offizielle Feiertage. Ab dem 25. April wird über den gesamten Sommer an jedem Wochenende getanzt. Die Städte laden ein, fröhliche Feste und vor allem Prozessionen feiern die Frauen – vorrangig jetzt „Sancta Maria”! Tagsüber bieten Märkte auf der Piazza regionale Produkte, die ersten Tomaten,



letzte Artischocken und die wundervolle apulische Melonengurke Carosello, eingelegte Oliven an, traditionelle Kunst kann eingekauft werden und allerlei kitschiges Klimbim! Oder die Scapece gallipolia – fritierte unentgrätete Sardinen werden mit geriebenen Brotkrumen (ohne Kruste) mit Safran und Essig in einem Fass eingelegt und so haltbar gemacht.



Am Abend wandeln sich die Städte Apuliens in eine Mischung aus Kirmes und Partylocation. Das etwas höher gelegene Castro macht am 25. April den Anfang dieser fröhlichen Zeit. Es ist der Beginn des Festivals „La Notte della Taranta”, das nun bis August durch viele Städte im Salento ziehen wird. Salentiner aller Altersklassen sind auf den Straßen, feiern laut und fröhlich und genießen den Beginn der frühen Sommerzeit!



Zum Abend hin wird aufgespielt und getanzt – apulische Lieder gesungen von lauten und kräftigen Stimmen, viel Schmelz. Nie darf dabei das Tamburin fehlen! Die Pizzica wird auf und vor den Bühnen getanzt: Wild und fröhlich, ein Tanz aus der Familie der Tarantella-Tänze. Im Ursprung ein Tanz gegen den Biss der Tarantella, den eine hart auf dem Feld arbeitende Frau ereilte. Sie griff sofort zum Tamburin, sang und tanzte solange wild bis das Gift wieder ihrem Körper entwichen war.



Heute gilt dieser Tanz in all seiner wilden Weiblichkeit als Ausdruck der Befreiung der Frauen, um sich von der Last des Alltags zu befreien. Ein rotes Kleid mit weit schwingendem Rock, getragen von den wunderschönen, aufrechten und stolzen Frauen Apuliens, gerne mit einem schwarzen Oberteil oder einer schwarzer Stola kombiniert, ist die traditionelle Uniform dieser überspringenden Weiblichkeit. Durch den gesamten Stiefel von Apulien wird die Pizzica getanzt. Auch schon mal im Meer! Wer im nächsten Urlaub im Salento mittanzen möchte (ich kann mir kaum ein sinnvolleres Hilfsmittel für die Kalorienverbrennung der großartigen Küche Apuliens vorstellen), in diesem Video werden die Tanzschritte gezeigt. „La Notte della Taranta” findet ihren großen Abschluss am 24. August in Melpignano (ca. 27 Kilometer von Lecce entfernt.)



In der beginnenden Dunkelheit und einer kurzweiligen Stille auf den Bühnen kündet ein Feuerwerk vom Höhepunkt des Festtages. Ist die letzte Rakete am Himmel zerstoben, springt auf einem Schlag die bunte Beleuchtung an, die überall in der Stadt auf hohen weißen Stahlgestellen installiert wurde und lässt den gesamten Ort für diese Nacht in purer bunter Lebensfreude leuchten.

Es gibt kein Halten mehr, der Salento ist die kommenden Monate ein einziges Fest!

1 Kommentare:

lamiacucina hat gesagt…

schöner Bericht. Nach der traurigen, herzrührenden Katzenstory wieder ein richtiger Aufsteller!

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