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2009-07-17

Wie aus dem Mangel an Arbeit

eine parallele Arbeitswelt entstanden ist. Was Trampolins mit Gemeinnützigkeit zu tun haben und wie die Bundesagentur für Arbeit den tariflichen Mindestlohn aushebelt. Warum man ein sechswöchiges Praktikum im Gemüseschnippelkurs absolvieren muss, bevor erst eine Eignungsfeststellung eines Menschen in die Akten aufgenommen werden kann.

Die sinnvollsten 30 Fernsehminuten, die ich seit langem von einem öffentlich rechtlichen Sender produziert gesehen habe. Die deutsche Politik hat es geschafft, dass Deutschland in kürzester Zeit im Lohnniveau mit China konkurrenzfähig geworden ist.

via ennomane

2009-06-22

JA! Mal wieder war das Bundesverfassungsgericht nicht …

einer Meinung mit der Willkür der Regierenden. Dieses Mal traf es die Weigerung der Amtsgerichte, ALG II-Empfängern die staatliche Beratungshilfe zu versagen.

Aus dem Newsletter des Erwerblosenforums.org:

Die staatliche Beratungshilfe darf von den Amtsgerichten bei Hartz IV nicht verweigert werden. Das geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten Beschluss des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe hervor. Danach ist die Verweigerung eines Beratungsscheins für Anwälte – auch bei Widersprüchen – verfassungswidrig.

Der Politik von Bund und Ländern ist ein deutlicher Riegel vorgeschoben worden, indem durch Verweigerung der Beratungshilfe einerseits und die flächendeckende Nichtgewährung von finanziellen Mitteln der unabhängigen Beratungsstellen andererseits, die Einlegung von Rechtsmitteln defacto verhindert werden sollte. Noch im vergangenen Jahr hatte der arbeits- und sozialpolitischen Sprechers der CDU-Landtagsfraktion NRW, Norbert Post gesagt, dass es nicht die Aufgabe eines Bundeslandes sein kann, Arbeitslosenzentren zu fördern, die Bescheiden der staatlichen Argen widersprechen.. Jetzt müssen die Länder eben die wesentlich teureren Beratungen bei Rechtsanwälten tragen.


Der gesamte Beschluss des Bundesverfassungsgerichts 1 BvR 1517/08 wurde im Forum gepostet.

2009-06-14

Ja ja, unsere schöne deutsche Arbeitswelt  …

Das gleiche Unternehmen, B + K Dienstleistung, das schon einmal in den Schlagzeilen stand, weil es die Reinigungskräfte im Bundestag nicht mit dem Mindestlohn bezahlt, macht erneut Schlagzeilen im gleichen Genre. B + K hat die Mindestlohn-Gesetzgebung, die per Stunde kalkuliert wurde, clever ausgehebelt in dem sie ihr Zimmerreinigungspersonal in den Hotels nur noch per gereinigtes Zimmer bezahlen. Damit kommen die (meist) Frauen auf einen durchschnittlichen Stundenlohn von € 3.56 anstelle der gesetzlich vorgeschriebenen € 6,58

Was der Geschäftsführer, in diesem Spiegel-Artikel indirekt zitiert mit: „Im Übrigen gestatte man ausdrücklich, dass die Zimmermädchen leere Flaschen aus den Hotelzimmern sammeln dürfen, um sich mit dem Pfand den Verdienst aufzubessern. Zudem gebe es Trinkgeld“, tatsächlich meint ist natürlich: sollen sie sich den Rest, den sie zum Lebensunterhalt brauchen, doch bei der Arbeitsagentur holen.

Und wie so oft, trifft es in diesem Berufszweig mal wieder hauptsächlich Frauen. Die bitteschön von diesen paar Kröten auch noch ihre Rentenvorsorge finanzieren sollen.

2009-04-06

So ganz nebenbei …

das Arbeitslosengeld I ist tot! Was eine schöne Meldung an sich wäre, nur sind die Gründe keine guten.

2009-03-24

Ein Essen spenden …

Das kann man nun wirklich machen! Hier sogar recht pfiffig animiert für Kinder in Düsseldorf. Und hier etwas statischer für Kinder in Berlin.

2009-03-21

Es muss mal geschrieben werden …

Post von der Agentur. Leistungsbezug und das Einstiegsgeld laufen zum 30. April ab. Und so schreiben sie mir, mein Leistungsbezug würde demnächst auslaufen und ich solle mich bitte rechtzeitig mit den beigefügten Forumlaren melden bei Bedarf.

Anschreiben genommen und mit breitem Grinsen und Glücksgefühl im Herzen zum Müll getragen. Der Plan sagte Anfang November vergangenen Jahres, mich nicht mehr ab dem 30.4.2009 dazugehörig zu fühlen. Der Plan hat erstaunlicherweise – sogar in diesen Zeiten – Bestand. Ich werde mich nicht mehr melden müssen. Ich werde schreiben, dass ich mich in der Lage sehe zum 1. Mai von meiner Selbständigkeit und Tätigkeit selber zu finanzieren, so wie es der Businessplan vorsah. Es sieht zur Zeit gut aus. Und so ist das Gefühl. Es ist anstrengend, es ist aufregend, es macht unglaublich viel Spaß, es ist von viel Lernen geprägt, es ist von Unterstützung von vielen Seiten geprägt, es ist toll. Und es ist eine einmalige Chance!

Die Agentur hat mich auf dem Weg im Rahmen ihrer Möglichkeiten großzügig unterstützt, sei es mit der Weiterbildung im vergangenen Jahr, sei es nun mit der Einstiegsgeld und der Unterstützung hinsichtlich technischer Notwendigkeiten, die sich ein Langzeitarbeitsloser auf dem Weg in die Selbstständigkeit so nicht leisten könnte, es aber ohne sie nicht funktionieren kann. Ich habe viel dafür kämpfen müssen. Stellenweise war es bitter zu erkennen, wieviel Professionalität sie von einem Bezugsempfänger verlangt, der sich selbstständig macht – auf der anderen Seite (das werfe ich dem Gesetzgeber vor, nicht den Mitarbeitern – von denen werden gelegentlich Dinge verlangt, für die sie überhaupt nicht ausgebildet sind) mit erschreckender Unprofessionalität und herzlich wenig Sinn für das betriebswirtschaftliche Leben agiert. Ich will nicht klagen, es hat geklappt. Obwohl ich die dort verbrauchte Energie in den letzten Monaten an anderer Stelle hätte klüger einsetzen und ich hätte die Motivation und Unterstützung einiger Bescheide deutlich früher gebrauchen können. Trotzdem, die Agentur tut was. Was die Banken in diesem Land nicht tun. Die wünschen viel Erfolg, fragt man bei ihnen um eine geringe Unterstützung nach und winken aber großspurig ab, wenn man sich in diesem Land selbstständig machen will. Dazu muss man nicht mal lange arbeitslos gewesen sein, um von ihnen den Unglauben an die Idee um die Ohren gehauen zu bekommen. Wer klein aber realistisch denkt in dieser Zeit, ist ihrem Glauben nach doof und ist es wert verraten zu werden. Ach, überhaupt Banken – diese unnützen geldgeilen Dinger, die sich vom Steuerzahler für ihre Inkompetenz bezahlen lassen und dafür jeden zweiten Mittelständler aus Jux und Spaß über die Klinge springen lassen, während die Deutsche Presse so tut als würde dieser Tage nur ein Unternehmen namens Opel – natürlich ganz fremdbestimmt – vor die Hunde gehen.

Sei es drum, ich wage es jetzt. Die eine Aufgabe sichert Miete, Krankenversicherung, Steuer und füllt den Kühlschrank – und macht dabei sogar Spaß und weckt in mir immer mehr den Kampfgeist, weil ich unglaublich kompetente engagierte kluge Menschen kennenlerne, die mir sehr viel geben alleine damit, dass ich einem Teil ihrer Arbeit beiwohnen darf. Die andere Aufgabe wird sich entwickeln, die Vorfreude auf sie ist groß und sie gibt mir die Möglichkeit meine Kreativität auszuleben. Irgendwie ist alles zur Zeit ein großes Glück.

Danke Euch allen, die ihr mich in den letzten Jahren hier unterstützt habt, Mut zugesprochen habt, geholfen habt mit Worten und Taten, an mich geglaubt habt, wenn ich es nicht mehr konnte, Daumen gedrückt habt, einfach da wart! Dieses Blog und Ihr wart oft unfassbar wichtig und wertvoll für mich in dieser Zeit und hat mich so manches Mal aus dem trüben Meer der Hoffnungslosigkeit gefischt. Das vergesse ich Euch nicht.

2009-01-28

Und die allerbeste Überschrift …

in der allgemeinen Berichtserstattung zum gestrigen Urteil des Bundessozialgerichts, die hat die taz: Kinder sind auch Menschen.

2008-10-31

Stell Dir mal vor …

die Arbeitsagentur ermöglicht Dir eine umfangreiche Trainingsmaßnahme im Bereich Screen- und Sounddesign. (Man mag sich fragen, wieviele fest angestellte Tontechniker, Fotografen, Cutter, Screen-Designer einem bekannt sind oder ob diese Tätigkeiten nicht eher unter dem laufen, was man im Allgemeinen als freie Berufe bezeichnen würde.)

Du gehst zu Deinem Agenturzuständigen und legst ihm einen umfangreichen Businessplan vor – in der Absicht Dich selbstständig am Markt positionieren zu wollen. Ja, in Zeiten wie diesen. Und ja, in Berufen wie diesen. Letztendlich zählt zunächst nur was Du Dir selbst zutraust. Damit kann man Berge versetzen. Umgekehrt womit, wenn nicht mit dem eigenen Mut und Enthusiasmus soll man sonst Berge versetzen können? Der Rest ist eh nur Glück in diesem Land, in dieser Welt, zu dieser Zeit.

Agentursachbearbeiterfallmanager hat zwar keine Ahnung davon, dass die im Businessplan aufgeführten Berufe «freie» Berufe sind, also keine Gewerbeanmeldung benötigen, hat aber Ahnung davon, dass die Zahlen in dem Bereich unter Umständen zu optimistisch sein könnten. Was sie nicht sind, sie gehen einfach davon aus, dass man sich nach einem Jahr Unternehmung spätestens selber trägt. Etwas, was das unbedingte Ziel sein sollte, wenn man betriebswirtschaftlich erfolgreich sein möchte. (Unter den gegebenen Umständen sollte man das schon früher, aber mir wurde von höcht professioneller Seite abgeraten solche Zahlen zu generieren, weil die Agentur das nicht verstünde. Was sich nun als nur zu wahr bewiesen hat.)

Und verstehen wir uns nicht falsch, wir reden hier von einer seitens der Agentur angebotenen Unterstützung von maximal sechs Monaten in Höhe von 50 % des Regelsatzes von ALG II, 157,– Euro, die ich beantragen möchte. Die, genau auch wie der eigentliche Regelsatz, gekürzt oder gestrichen werden, sobald der monatliche Gewinn über 100 Euro liegt. (Dies nur als kostenlose Information für die hier mitlesenden Hohlbratzen, die gerne gleich losheulen, der Staat würde aktiv Arbeitssuchenden nur Zucker in den Allerwertsten pusten und damit ihr dümmliche Meinung – vor allem aber ihre eigentliche erschreckende Uninformiertheit [was an sich nicht schlimm ist, schlimm ist, wenn man sich trotzdem dann eine Meinung bildet und äußert] – in aller Öffentlichkeit demonstrieren. Anonym. Natürlich, fast hätte ich das vergessen zu erwähnen.) Also zum Mitschreiben und Nachlesen: Es geht hier nicht um eine Schenkung. Sondern um ein im Erfolgsfall anteiliges kurzfristiges Darlehen, das – wovon ich ausgehe, sonst würde ich die Selbständigkeit nicht angehen – im besten Fall auch anteilig an den Geber zurück fließt.

Agentursachbearbeiterfallmanager hat Bauchschmerzen. Agentursachbearbeiterfallmanager sagt «Sie können doch auch einen einen einfachen Bürojob machen, dann sind Sie auch aus dem Bezug raus.» Und dieser Spruch hat Brisanz, den kann er anbringen, wenn er nicht auf seinem Tisch einen Haufen abgesagter Bewerbungen liegen hätte und ihm nicht gerade von der Antragsstellerin eine Alternative aus ihrer Situation aus der Arbeitslosigkeit geboten würde.

Was wird eigentlich arbeitsuchenden Männern an der Stelle immer von außen empfohlen? Ich vermute, die hören viel seltener gut gemeinte Empfehlungen wie «gehe putzen, bei XYZ an die Kasse, mach' einen 400 Euro-Bürojob». Stimmt, Männern wird zugetraut alleine denken zu können. Vermutlich ist bei ihnen auch die Angst größer, einfach mal eine auf die Gusche zu bekommen bei dummen Ansagen. (Daraus könnte man auch ein Businessmodell machen: Menschen, die aus Angst um ihren eigenen Job immer nur nach unten treten wo Arbeitslosigkeit gelebt werden muss, solange körperlich foltern, bis sie gewillt sind endlich auch mal nach oben zu treten – also genau dorthin, wo Arbeitslosigkeit produziert wird.)

Aus der Reihe bietet Deutschland wirklich für sieben Millionen Putzjobs? Sherholder value von Günter im Hauptstadtblog. Die im Artikel angesproche Dokumentation wird wiederholt am: Montag, 3. November, 5:30, Eins Extra und Montag, 17. November, 22:00 Uhr, WDR.

(Habe heute überhaupt keine Lust auf Pappnasengeblöke, daher bleiben die Kommentare hierzu aus. Ich entschuldige mich dafür in aller Form bei denen, die mit Kopf, Hirn und Herz argumentieren.)

2008-10-21

Es ist logisch …

die Arbeitsagentur hätte gerne von mir, weil ich etwas von ihr will, einen Businessplan mit konkreten Zahlen, den aufzubereiten an bestimmter Stelle aber unter professionellem Aspekt nicht so einfach ist, weil ich von der Arbeitsagentur diesbezüglich gerne Zahlen hätte zu denen sie sich ausschweigt, weil … ach, verbuchen wir das unter «wir bemessen Einstiegsgeld unter pi mal Daumen» und «kann» heißt nicht «muss» und überhaupt und so.

Dafür wünschen sie an einigen Stellen Informationen, da möchte ich klipp und klar sagen, geschäftspolitisch sind die schlicht confidential und gehen Dritte nichts an. Nicht mal Investoren. Und Investoren, die das öfter machen, wissen das auch.

Ach Arbeitsagentur, Du Schnecke, Du. Dazu passt Fremdcontent, Teil eins von fünfen.

2008-10-13

Es geht los.

Krankenkasse: alle Zahlen und Infos bekommen, die ich benötige. Alle Infos und Zahlen zu den Änderungen ab 1.1.2009 bekommen, soweit vorhanden. Und sofort Mitgliedsbescheinigung ausgedruckt bekommen für die Künstlersozialkasse. KSK-Antrag könnte morgen raus, Zahlen können heute in den Businessplan.

Finanzamt: Vorgesprochen für die Umsatzsteuernummer (neudeutsch ab 1.1.2009 Wirtschaftsidentifikationsnummer), Antrag erhalten, kann ich morgen abgeben.

Arbeitsagentur: Am Thresen vorgesprochen, Wartenummer gezogen, beim Vorermittler vorgessprochen (50 Wartennummern später), um zu erfahren, dass ich einen Termin für das was ich möchte frühestens in 14 Tagen bei meinem Sacharbeiter haben kann. Ich will aber nur den Antrag für den Existenzgründungszuschuss und den Antrag, um die Arbeitslosenversicherungspauschale als Freie abführen zu dürfen und dann später mit diesen Unterlagen und dem vom Steuerberater abgesegneten Businessplan die Unterlagen dort abgeben zu können. Für einen solchen Termin 14 Tage zu warten, okay. Wenn es sein muss.

Aber über 14 Tage warten, um zwei bis drei Anträge und eine Broschüre in die Hand gedrückt zu bekommen? Hallo?
Die Agentur, ganz nahe am Zahn der Zeit und an der freien Wirtschaft.

2008-10-08

Ab auf die Schulbank

"Wir wissen, 500.000 von allen Arbeitssuchenden haben keinen Schulabschluss", so Scholz. Doch die Betroffenen müssten die Möglichkeit bekommen, einen Schulabschluss nachzuholen. "Das fördern wir jetzt von Seiten der Bundesagentur für Arbeit – ein großer Fortschritt, wie ich finde."

Ich finde auch, dass das ein großer Fortschritt ist. Wieso man da jetzt erst drauf kommt und das nicht schon Regel ist, seit man 2005 mit Umsetzung der vierten Stufe der Hartz-Konzeption – also der Stufe als die ehemaligen Sozialhilfeempfänger in den großen Topf der aktiv Arbeitssuchenden geworfen wurden und die das in der Hauptsache betrifft – ist ein andere Sache. Aber ja, es ist ein Fortschritt! Auch der Rest der Entscheidungen, die getroffen wurden, laut diesem Artikel.

Allerdings machen mich so viele gute Neuigkeiten aus der Ecke der Arbeitsagentur irgendwie auch gerade skeptisch. Ist doch ungewöhnlich oder?

Ach so, klar: 500.000 etwaige Schulneubeginner rutschen erst mal aus der Statistik. Man kann ja zur CDU sagen was man will, aber wie die die Statistiken pimpen, das hat keine Partei so raus wie die CDU. Keine. Und deswegen wird auch nie mehr eine andere Partei in diesem Land über kurz oder lang eine Chance haben. Weil sie immer nach einem Regierungswechsel mit den echten Zahlen an den Tag kommen müssten und das ihnen immer als deren «Inkompetenz» seitens der Opposition (dann CDU) verkauft würde.

Und das ist der Grund, warum Deutschland im Grunde verloren hat. Aber auf die Förderung für den Hauptschulabschluss lasse ich nichts kommen! Das ist erste Sahne für die, die ihn wollen!

2008-09-05

Ach so,

die sind vielleicht doch gar nicht nur alle faul, die werden einfach nur nicht gerne genommen? Na dann.

2008-09-03

Lustiger Verleser

Habe ich mich doch glatt bei dem ersten Satz in dem taz-Artikel zur Empfehlung von Wirtschaftswissenschaftlern der TU Chemnitz verlesen:

«Zwei Chemnitzer Wirtschaftswissenschaftler halten einen Hartz-IV-Regelsatz von 132 Euro für ausreichend - nur rund ein Drittel der bisherigen Höhe Hölle.

Okay, ein Versehen. Ich habe gar keine Ahnung, wie mir das passieren konnte. Leider nennt die taz einen der Wissenschaftler beim Namen. Ich finde, das sollten Nachrichtenmagazine bei so offensichtlichem Schwachsinn nicht tun. Ihnen eine Plattform geben. Denn genau darum geht es Leuten, die so einen perfiden Blödsinn verbreiten nur: persönliche Bekanntheit. Macht sich so schön in der nächsten Bewerbung zur Professurberufung.

Manchmal brutzeln die Synapsen im Hirn und die innere Leuchtreklame fordert aggressiv blinkend nach einem Amoklauf.

Edit: Da frage ich mich, wann diese “Herren” das letzte Mal einkaufen waren. Grundbedarf ist ja schön und gut, aber die Behandlung des Skorbut - als Folgeerscheinung der Mangelernährung - wird sicherlich auch etwas kosten. schreibt das reizzentrum

2008-08-21

Nehmen wir einmal an,

ein Fernsehsender bringt ein Format in dem angebliche deutsche Sozialbetrüger ermittelt und des Betruges am deutschen Sozialstaat überführt werden. Dann kann, man muss aber nicht vergessen, dass die in der Realität angefertigten Aufnahmen von diesen «angeblich vor der Kamera überführten» Personen nur dann gesendet werden dürfen, sofern diese Personen – die nicht Personen öffentlichen Interesses sind – ihr Einverständnis dazu geben. Was niemand, egal ob schuldig oder unschuldig, tun wird, allerspätestens aus rechtlichen Gründen.

Es werden also die Geschichten alle gestellt sein. Wir werden mit professionellen Darstellern zu tun haben. Und ab diesem Moment darf bei einem privaten Fernsehsender davon ausgegangen werden, dass inhaltlich alleine der Wunsch nach Quote den Wahrheitsgehalt der Sendung bestimmen wird.

Es wird also keinen Wahrheitsgehalt geben.

Vielen Dank an Stefan Niggemeier und René Walter für ihre Blogbeiträge zu diesem Format.

2008-08-17

Profitable Call-Center

Zwei Pressemeldungen, die harmonieren wie Wum und Wendelin. Die taz schreibt «Arbeitsamt vermittelt Callcenter-Agenten: Zwang zu illegalen Jobs», die Tagesschau meldet «Ver.di kritisiert Call-Center-Pläne der Telekom». Erstere Meldung funktioniert in großen Städten mit hoher Arbeitslosendichte deutlich besser, weshalb der beschriebene Akionismus der Unternehmensleitung der letzteren Meldung in ihrem Sinne sich noch auf ganz anderer Ebene als profitabel erweisen dürfte.

2008-08-13

Seit ich meinen persönlichen Freund

bei der Arbeitsagentur habe, wir feiern dieses Jahr unseren dritten gemeinsamen Jahreswechsel, steht in seinem Büro hinten auf einem Beistelltischlein ein vertrockneter ehemals grüner Glücksbambus in dem üblichen kleinen weißblauen Porzellangefäß. Furtztrocken, wie wir hier sagen. Jedes Mal wenn ich bei ihm bin und mir sein auswändiges Rezitieren irgendwelcher Unterstützungsvarianten bei Bewerbungsbemühungen, die selten wirklich welche sind, anhöre und intern daher ungehört um Kürzung flehe, fällt mein Blick auf dieses trauriges Stück trockenes Braun. Manchmal beschleicht mich ein bitteres Gefühl in seiner Umgebung könnte alles Organische solch' Wandlung nehmen.

Mag der Grund sein, warum er ein Einzelbüro hat. Die anderen nicht.

Der Blick dort aus seinem Büro fällt auf ein Halbdach auf dem die Klimaanlagenaluabzüge stehen. Diese haben innerhalb der letzten fünf Monate erstaunlich stark an ihren Ecken zu rosten angefangen. Ich bin nicht wirklich gut unterhalten dort. Nee nee.

Ich erinnere mich öfter mein Rad in dem überdachten Radabstelldrahtgestell gleich vorne am Anfang auf dem Agenturgelände untergestellt zu haben. Knapp bemessen fand ich es schon immer. Es hat jetzt eine Tür. Als ich vor dieser gestern erstaunt stand und diese Tür öffnen wollte, war sie verschlossen. Das ehemals öffentliche Radabstelldrahtgestell ist zu einer nur für Arbeitsagenturfallmanagerfahrradunterstellunterkunft aufgestiegen.

Seit gestern weiß ich es also: auch mein Fahrrad ist Hartz. Hartz V.

2008-08-06

Und dann glaubst Du, Du stehst im Wald.

Stehe ich gestern morgen an der Ampel Martin-Luther-Straße, Ecke Eisenacher Straße. Auf dem Gehweg zwei junge Männer, zwei Einkaufswagen von Aldi. Der eine Einkaufswagen voll mit leeren PT-Flaschen, der zweite Einkaufswagen zu einem Viertel noch voll mit gefüllten Mineralwasser-Sixpacks, die 1,5 l Variante. Zwei Sixpacks stehen unten auf der Straße, aufgerissen. Die beiden Jungs legen die geöffneten Flaschen an den Bordstein und lassen das Wasser in den Gulli auf dem Fahrweg fließen.

Ich stehe an der Ampel, sehe das und denke, ich habe Halluzinationen. Von hinten kommt gerade ein Polizist an, dessen Auto in zweiter Reihe steht und fragt die beiden «Woher haben Sie denn die Flaschen her?», nun ja, ganz legal logisch wirkte die Situation wirklich nicht. Einer der beiden antwortet ihm «Von Aldi. Wir haben Sozialgutscheine. Darauf gibt es aber keine Tabakwaren. Nur Esswaren oder Getränke.»

Die haben also die Flaschen gekauft, das Wasser in die Kanalisation gegossen, um sich für das Pfandgeld in bar ausgezahlt, Zigaretten kaufen zu können.

Bin immer noch perplex, um nicht zu schreiben: sprachlos.

2008-07-13

Ach und Frau Merkel

sollte man meiner Meinung nach den nackten Arsch versohlen.

2008-06-26

Was ist Armut?

Fragt die Süddeutsche Zeitung Passanten in München und Berlin, Neukölln.

Millionen Arme sind Opfer falscher Politik heißt der in den Kommentaren von Sabbeljan angesprochene Artikel der ZEIT.

2008-05-28

Post vom Amt

Es gab einen besonderen Umstand mit der Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 – an alle auch als die Konzeptionsstufe verkauft, die endlich Schluss machen sollte mit zuviel Bürokratie bei der Arbeitsagentur – der mich gelinde gesagt auf die Palme brachte. Das waren zum einen umfangreichere Anforderungsformulare. Und die Tatsache, dass AG II im Gegensatz zur Arbeitslosenhilfe nur noch für maximal sechs Monate bewilligt wurde, um danach erneut die weitere Bedürftigkeit zu ermitteln. Das war mir sehr suspekt, weil – wir wissen es mittlerweile alle – es auf längere Sicht einfach nicht auf dem Arbeitsmarkt wirklich bergauf gehen sollte. Das wussten alle. Das hatte nun nichts mit Politik- und Oppositionsschelte zu tun, es ist klar geregelt, dank unserer inkompetente Führungsriege in Anbetracht von EU-Erweiterung und Globalisierung und ins Ausland abwandernden Unternehmen. (Ich weiß, Frau Merkel glaubt noch an den Weihnachtsmann. Aber die arbeitet ja auch nicht.) Warum also sollte es Bürokratie eindämmen, wenn Anträge öfter bearbeitet werden mussten?

Zudem die Agentur es sich freihielt auch für kürzere Zeiträume zu bewilligen, um den Stoßtermin mit der Einführung der 4. Hartz-Stufe zu strecken. Ich gehöre auch zu den Glücklichen, die alle fünf Monate antanzen dürfen. Jedenfalls wollte ich hier keinen echten Abbau von Bürokratie entdecken. Oder ich konnte es nicht. Eines von beidem.

Anfang Mai gab ich meinen neuen Antrag ab, Ende Mai läuft die Bewilligung aus. Samstag erhalte ich Post, die Leistung ist weiterbewilligt … und zwar ab dem 1.12.2009 bis 30.04.2009. «Oha!», dachte ich so bei mir, leichte Wuschigkeit in mir aufsteigen fühlend, «da kannste jetzt aber gucken, wie Du die Miete am 1.6. zahlst.» Habe ich mich also Samstag hingesetzt und in einem elektronischen Brief an die Agentur geschrieben und um schnellstmögliche Problemlösung gebeten. (Im gleichen Zusammenhang auch um die Bearbeitung der Fahrkostenbewilligung nach zweieinhalb Monaten ersucht.) Damit auch nichts schief geht an den Fallmanager (der kümmert sich, das weiß ich) und die Leistungsabteilung. Gleichfalls bat ich Montag um Rückmeldung, per Mail oder Anruf, andernfalls stellte ich für Dienstag mein persönliches Erscheinen in Aussicht. Was für die Leute Mehrarbeit und Terminstress bedeutet, das mögen sie nicht. Da ich aber mittlerweile gelernt habe, dass in der Agentur die Mails an die Arbeitsgruppen ausgedruckt werden und den zuständigen Mitarbeitern in die persönlichen Fächer gelegt werden in die die Vertretung bei Krankheit oder Abwesenheit des zuständigen Mitarbeiters eher nicht gucken. Also wenn sich am ersten Tag nichts tut, am zweiten Tag hingehen, meine Empfehlung.

Ruft mich Montag mein Fallmanager zurück (der kümmert sich, sag ich ja!) und erklärt mir, ich hätte eigentlich noch einen zweiten Bescheid bekommen sollen, den ab 1.6.2008. Er schickt ihn nochmals raus und die Überweisung sei auch im Fluss. Sie würden nur ab sofort zwei Bewilligungszeiträume auf einmal bewilligen. Das sei neu, würde aber Arbeit und Bürokratie sparen.

Genau das hätte ich ihnen schon am ersten Tag der Einführung von AG II sagen können. Und wenn sie jetzt noch meinen Bewilligungszeitraum von fünf auf sechs Monate ausweiten würden, dann hätten sie den nächsten Arbeitseinsatz auch erst zwei Monate später. Aber das merkt die Agentur bestimmt auch noch. In vier Jahren, schätze ich.

War jedenfalls nett mit meinem Fallmanager über dies und das zu plaudern. Ich deutete an, ich würde gerne zwei Module noch beantragen und er klang gar nicht so abgeneigt. Wahrscheinlich steht der Urlaub vor der Tür.

Mensch, wenn sie es jetzt noch schaffen die beiden Bewilligungszeiträume auf einem Formular auszudrucken, das wäreeine Arbeits-, Porto-, Papierersparnis, ich will gar nicht von träumen. Ich bin hin- und weg. Zwei Jahre gebe ich ihnen. Obwohl. Wahrscheinlich muss dann erst die Software für ein paar Millionen neu geschrieben werden.